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Die nächste Mission Impossible

Jutta Kokel sprach mit Aufstiegstrainer Alex Uhlig über sein erstes erfolgreiches Jahr und seine Erwartungen an die neue Spielzeit.

Foto: Minh Miguel Mrozek

Nach der sportlich spektakulären Wiedergeburt der U17, stand bei den A-Junioren in diesem Sommer der nächste radikale Umbruch an. Zahlreiche Spieler verließen den Verein, zahlreiche Spieler kamen hinzu. In der neuen Saison gehen für unsere Vereinsfarben gleich zwei Teams in der Kreisliga A an den Start. Für das Trainerteam um Alex Uhlig, Ralf Weßler, Thomas Zimmermeister und Alexander Wallenstein ist dies ein äußerst schwieriges Unterfangen, dem man sich allerdings akribisch stellt. Denn bereits in der abgelaufenen Saison war man mit der U17 gegen alle Widersprüche erfolgreich gewesen. 

Hallo Alex, vielen Dank für deine Zeit. Ich hoffe, dass ihr den Aufstieg ordentlich gefeiert habt und gratuliere dir zusätzlich zu deiner bestandenen Abschlussprüfung als Sozialversicherungsfangangestellter. Konntest du mal richtig runterkommen?

Vielen Dank! Ich glaube, dass ich durch die Ausbildung gekommen bin, war beim vorhandenen Lernaufwand fast schon genauso sensationell wie der Aufstieg (lacht). Unmittelbar vor den schriftlichen Prüfungen waren wir mit den Jungs in Belgien unterwegs und vor der mündlichen Prüfung bereits mitten im Aufstiegskampf. Durch die erschwerte Kaderplanung für die neue Saison, die auch noch enorm Zeit forderte, ging es auch gesundheitlich schon in den absoluten Grenzbereich. Nochmal geht das so nicht. Dennoch überwiegen am Ende die Freude und der Stolz auf die Jungs und das überragende Team um mich herum. Speziell auf Ralf Weßler oder auch Wolfgang Prasse war immer absolut Verlass! Betrachtet man die Anfangssituation im Frühjahr vor der letzten Saison, ist der Aufstieg der U17 fast schon vergleichbar mit einer Weltmeisterschaft von Saudi-Arabien oder Panama. Es fühlt sich richtig gut an, mit akribischer Hingabe und inhaltlicher Arbeit die eigenen Grenzen so nach oben gedrückt zu haben.

Der Aufstieg wurde natürlich entsprechend gefeiert und nachdem wir schon etwas Zeit mit den neuen Jungs verbracht haben, befinden wir uns jetzt in der Sommerpause. Wir Trainer arbeiten aktuell an der Trainingsplanung, teilen die Spielbeobachtungen unserer zukünftigen Gegner ein und sind bezüglich des Hausaufgabenprogramms im Austausch mit den Jungs. Aber ich denke, dass ich mir auf jeden Fall noch zwei oder drei Tage gönnen werde, an denen das Handy ausgeschaltet ist.

Wie schätzt du die Kreisliga A in der neuen Saison ein und wo ordnet ihr euch ein?

Es wird die stärkste Kreisliga A seit Jahren! Die Spvg. Steinhagen, der VfL Schildesche und die JSG Werther/Langenheide sind mit Abstand die absoluten Topfavoriten! Alle Teams waren mit ihren 2000ern bereits in der abgelaufenen Saison in der Meisterrunde. Es würde mich stark wundern, wenn hinter vorgehaltener Hand dort die Kreismeisterschaft nicht das Saisonziel wäre. Ansonsten haben aber auch der SV Gadderbaum, TuS Hillegossen oder TuS Eintracht Bielefeld gute Truppen zusammen, die ich leistungstechnisch aktuell vor uns sehe.

Wir gehen fast ausschließlich mit Jungjahrgängen an den Start und mussten in unserer Kaderplanung ständig gegen Wortbrüche an arbeiten. Auch unsere Neuzugänge, die wieder ausschließlich aus tieferen Spielklassen kamen, brauchen Zeit. Ein regelmäßiger Trainingsbetrieb und ballorientiertes Verteidigen sind für die meisten neuen Spieler absolutes Neuland - dennoch kann ich sagen, dass alle wirklich feine und wissbegierige Jungs sind und wir froh sind, sie bei uns zu haben. Unsere U18 kann ganz entspannt den Fokus rein auf die Ausbildung setzen, da werden wir wirklich kein bisschen auf die Tabelle schauen. Die Jungs aus der U18 bekommen zudem regelmäßig die Chance, sich im Trainingsbetrieb und Spielbetrieb der U19 zu zeigen. Für unsere U19 ist von einem Platz hinter der Spitzengruppe bis zum Tabellenende alles drin. Auch wenn im Bereich der A-Junioren das Ergebnis wichtiger wird und wir auf den Seniorenbereich hinarbeiten, sollen Ergebnisse und der Tabellenstand nicht ausschließlich über unsere Spielphilosophie bestimmen. Für uns ist das kommende Spieljahr ein reines Entwicklungs- bzw. Übergangsjahr, in dem wir natürlich den Altjahrgängen so viel Rüstzeug wie möglich für den Seniorenbereich mitgeben wollen. Wir sind jedoch klarer Außenseiter!

Du sprachst von Spielphilosophie. Was wünscht du dir in der kommenden Saison?

Auch wenn wir das ein oder andere Mal ergebnisorientierter als in der letzten U17-Saison spielen werden, wollen wir nach wie vor möglichst offensiv ausgerichtet sein. Eine flache Spieleröffnung über die Abwehrkette oder auch ein mitspielender Torhüter sind absolute Säulen unseres Spiels. Unser Markenschild in der abgelaufenen Saison war die Ausbildungsqualität, auch aus diesem Grund kamen zahlreiche Jungs zu uns und nur deshalb stehen wir nun mit zwei A-Junioren-Teams hier. Ein Trainingslager, viele Testspiele und Trainingseinheiten, Videoanalyse, Einzelgespräche, Hausaufgabenprogramm oder internationale Turniere - mit diesem Profil haben wir uns von zahlreichen Vereinen um uns herum abgehoben, das muss weiterhin der Fall sein!

In der neuen Saison werden wir mit anderen Grundordnungen unterwegs sein. Konkret wollen wir im Spiel gegen den Ball taktisch variabler werden und unser Umschaltspiel verbessern. Im Ballbesitzspiel werden wir einen erhöhten Wert auf unser Positionsspiel legen, gerade weil wir sehr stark an athletischer Stärke verloren haben. Allgemein bleibt es aber das Ziel schnell Tiefe zu gewinnen und hinter die Abwehrkette zu kommen. Wilde Sachen sind aber nicht dabei, wir arbeiten überwiegend immer an den Basics.

Zusammen mit unserem Vorsitzenden Markus Nolting werden wir erstmalig mit einer Persönlichkeitsanalyse arbeiten - auch dies ist wieder ein elementarer Schritt dahin, unsere internen Abläufe und auch zwischenmenschlichen Entscheidungen zu verbessern und zu professionalisieren.

Das klingt sehr vielversprechend! Als letzte Frage: Was hast du dir seit deiner Zeit bei uns besonders zu Herzen genommen?

Viele Dinge lasse ich nicht mehr so stark persönlich an mich ran. Absagen nach Zusagen brachten mich zunächst zum Durchdrehen. Ich räume jeden Spieler das Recht ein, überkreislich spielen zu wollen! Aber viele Spieler aus der ehemaligen U17 oder U19, die zum Teil sogar maßgeblichen Anteile am Abstieg der A-Jugend hatten, haben den Verein trotz Zusage oder mit einer miserablen Trainingsbeteiligung auf enttäuschende Art und Weise verlassen. Mittlerweile gestehe ich mir einfach ein, dass gewisse Normen und Werte bei der jungen Generation einfach nicht mehr selbstverständlich sind und wir trotz erzieherischen Auftrag und großer Bemühung nicht immer "die ganze Welt retten werden". Hier will ich noch mehr darauf aufpassen, nicht alle jungen Kerle über einen Kamm zu scheren, denn in den letzten Monaten hat sich auch gezeigt, dass es im positiven Sinn viele ganz andere Jungs gibt, die viel Zeit und Zuwendung brauchen und bekommen sollen - und die Fürsorge auch mit Loyalität und noch viel wichtiger Ehrlichkeit zurückgeben.

Ich habe mittlerweile meinen Frieden mit gewissen Spezialfällen geschlossen und wünsche wirklich allen Jungs, dass sie in ihrem neuen Verein ihr Glück finden werden. Jetzt freue ich mich total auf die Arbeit mit den vorhanden Jungs und meinem überragenden Trainerteam um Thomas, Ralf und Alex Wallenstein. Ich habe richtig Bock darauf, wieder eine Sache anzupacken, über die auch wieder viele außerhalb sagen, dass es ohnehin nichts wird und in einem Desaster endet. Wir sind mit der Kadersituation wirklich zufrieden und haben zwei sehr charakterstarke und megasympathische Truppen beisammen. Als starke Gemeinschaft werden wir da gut rauskommen und schauen, wofür es am Ende reicht!

Das klingt toll! Vielen Dank für das interessante Gespräch!